Die Meinung der anderen... oder auch "Nutze die Talente die Du hast! Die Wälder wären still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen."

Heute möchte ich zu dem ein oder anderen kleinen Gedankenspiel einladen...

Man stelle sich vor, man hat am Vorabend einen tollen Abend mit Freunden verlebt. Es war neben gutem Essen und dem ein oder anderen leckeren Getränk, eine gute bis ausgelassene Stimmung gegeben. Gerne erinnern wir uns - vielleicht mit einem leichten Kater, aber dennoch zufrieden- an den gestrigen Abend zurück.
Plötzlich klingelt das Handy, reißt uns aus unseren angenehmen Erinnerungen und ein anrufender Freund sorgt kurzerhand dafür, dass wir wieder im Hier und Jetzt ankommen. Er war ebenfalls am besagten Abend in der Runde zugegen und so nehmen wir gut gelaunt das Telefonat entgegen. Aber lange hält die gute Laune nicht an und schon nach wenigen Worten schlägt Stimmung um!
"Ich wollte Dich lieber direkt anrufen. Aber Klaus war gestern echt genervt von Dir. Was Du da so erzählt hattest, fand er wenig passend für die Runde. Er meinte, auch die anderen fanden es teilweise überzogen und gar albern. Ganz ernst nehmen konnten sie Dich da nicht gerade."

Oder aber wir haben gerade ein ereignisreiches Wochenende hinter uns gebracht. Eine gute Freundin hatte Probleme in ihrer Beziehung und so wollten wir helfen. Also folgten viele Nachrichten via whatsapp, die Mut und Zuversicht bringen sollten und ebenso wurden zwei sehr lange Telefonate geführt. Immer noch traurig, dass es einem lieben Menschen nicht gut geht, tut es dennoch gut, dass wir helfen konnten. Die gleiche Situation wie eben, nur ohne Kater: wir denken nochmals an die Ereignisse rund um die Freundin zurück, als das Handy summt. Diesmal ist es kein Anruf, aber eine Nachricht eines Freundes. Die einleitenden Worte lassen erkennen, dass es ihm auch um besagte Freundin geht und wir erhoffen uns Unterstützung, um gemeinsam für die Dame da zu sein. Aber was müssen wir lesen!?
"Ich hatte mitbekommen, dass Du Dich auch am Wochenende gekümmert hast. Aber Susanne war ziemlich enttäuscht, dass Du nicht einmal persönlich zu ihr gefahren bist oder ein Treffen angeboten hast. Na ja, nur damit Du es weißt, falls noch etwas hochkommt."

In beiden Fällen kann es vorkommen, dass die zuvor gute Laune oder Zuversicht schlagartig verschwindet. Gerade noch schienen wir mit uns und unserer Welt im Reinen... und auf einmal gerät alles aus den Fugen. Eben noch fanden wir toll, was wir erlebt haben, wie wir uns gegeben haben oder was wir gemacht haben - und nur ein Telefonat oder eine Nachricht später, stehen wir da: verunsichert, nachdenklich, enttäuscht... vielleicht sogar verletzt.

 

Wir Menschen sind soziale Wesen und das Miteinander mit anderen ist daher immens wichtig. Selbst Menschen, die von sich sagen, ihre Mitmenschen lieber zu meiden, kommen dennoch nur selten ganz ohne jeden Kontakt aus. Verständlich, wenn daher auch die Aussagen und Bewertungen anderer auf uns einwirken. Dennoch heißt es wachsam zu sein, wenn die Wertungen und Meinungen anderer über unser Befinden bestimmen!
Es ist nun einmal so, dass es selten nur eine Meinung gibt - meistens sind es mehrere. Damit ist das Risiko relativ hoch, dass sich unser Weg mit jemanden kreuzt, der die Dinge anders sieht als wir. Hinzu kommt, dass auch Sympathien eine ganz große Rolle spielen. Wenn uns jemand weniger leiden kann, sprechen wir ihn grundsätzlich weniger mit unserem Tun und Sein an. Und hegt jemand Antipathie, ist sowieso egal was wir tun: wir machen ohnehin alles falsch und ernten Kritik! 

Ebenso ernten wir Kritik, wenn manch Mitmensch nur dann zufrieden ist, wenn wir all umfassend und komplett dessen Erwartung erfüllen. In meinem kleinen Beispiel reichten die Nachrichten, quasi eine WhatsApp-Echtzeit-Begleitung über mehrere Stunden/Tage sowie die Telefonat schlichtweg nicht aus... es hätte ein Besuch sein müssen! Da dieser nicht stattfand, ist das geleistete wenig bis gar nichts wert und die Unzufriedenheit groß.

Warum erhebe ich dies zu einem Thema in meinem Blog, mag sich der ein oder andere fragen. Nun, weil ich viele Menschen in Situationen erleben durfte, die von jetzt auf gleich quasi ihr ganzes Sein infrage gestellt haben. Nur weil von einer anderen Person Kritik geäußert wurde. Ich habe auch den ein oder anderen kennengelernt, den die Abhängigkeit von der Meinung anderer (insbesondere im Beziehungsleben) zutiefst unglücklich werden ließ. In diesem Falle, war es ein Narzisst, der es hervorragend verstand, sein Gegenüber gefügig zu machen. Geschafft hatte er es, indem abwechselnd motiviert wurde, um dann in der Euphorie mit harten und kritischen Worten, jedem Höhenflug ein Ende zu setzen.

Sicherlich möchte ich nicht dazu anraten, sich über jede Kritik zu erheben und sich zum Nabel der Welt zu erklären. Es kann keine Zufriedenheit im Miteinander geben, wenn sich jeder für einen Sonnenkönig bzw. Sonnenkönigin hält. Und ein kritisches Miteinander sowie auch mahnendes Wort, wird sich im zwischenmenschlichen Zusammenleben immer mal ergeben. Das gehört zum Leben dazu - ebenso wie Lob und Anerkennung.
Aber ich möchte davor warnen, die eigene Zufriedenheit davon abhängig zu machen, was andere über einen sagen! Ihnen steht ihre Meinung frei... ebenso aber wie mir. Ich bin der festen Überzeugung, dass jeder Mensch seine liebenswerten Seiten und besonderen Talente hat. Daher kann auch jeder auf sich und darauf stolz sein, sowie an den Punkten arbeiten, die unzufrieden machen. Nur sich wie ein Blatt in den Wind stets nach den Meinungen anderer zu verbiegen, ist eine Verhaltensweise, an deren Ende nur die Unzufriedenheit stehen kann. Unsere Welt ist komplex und wir Menschen sind es ebenso.

Wer sollte es also aushalten, allen gerecht zu werden? 
Welche Meinung hat Vorrang, wenn unsere Umwelt gegensätzliche Erwartungen an uns richtet?
Wo bleiben meine eigenen Interessen und Visionen, wenn ich nur den Idealen anderer nacheifere?
Und wie soll ich den Mut finden, zu tun was ich gut kann und liebe, wenn es doch nicht das ist,
wofür andere mir Lob und Anerkennung zollen?

Manchmal muss man Mut haben, für andere einzustehen. So hören wir es immer, wenn es um Zivilcourage gibt (von der es gerade in der jetzigen Zeit gar nicht genug geben kann). Doch so paradox es klingt, muss man manchmal auch den Mut haben für sich selbst einzustehen! Ist man auch nicht der Publikumsliebling, Held der Massen oder König alles Likes in den Sozialen Netzwerken, so entdeckt man vielleicht etwas anderes... dass man gut ist, wie man ist - mit all den Ecken und Kanten und zweifellos einigen Talenten. Deshalb ende ich so, wie ich begonnen habe, mit einem Satz von Henry van Dyke, einem amerikanischen Geistlichen und Schriftsteller:

                     "Nutze die Talente die Du hast! Die Wälder wären still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen."

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