Der Regen prasselte unaufhörlich hernieder...
Nein, es geht nicht um das WM-Finale von 1954 in Bern.
In diesem Falle ist es ein Juli-Abend auf der Insel Rügen. Während am Vortag der Strand und die Promenade des Seebads Göhren, von Urlauberhorden belagert wurden, wirkte dieser Bereich an
diesem Abend gespenstisch verlassen. Der triste Himmel öffnete seit Stunden seine Pforten und ließ unaufhörlich den Regen auf das Seebad niedergehen. Nichts erinnerte mehr an die vorherigen
Sommertage, wo noch Sonnenbrille und Sonnencreme verlässliche Begleiter waren. An deren Stelle traten heute Regenponcho und Schirm.
Während sich die meisten Urlauber in ihren Unterkünften verschanzt hatten und manch Einheimischer seinen Gastronomiebetrieb sogar früher schloss als sonst, trotzten meine Familie und ich dem
widrigen Wetter. Als Norddeutsche sind wir mit Schmuddelwetter vertraut und lassen uns nicht so leicht unterkriegen (Die Maxime: Sturm ist es erst, wenn die Schafe keine Locken mehr haben).
Dennoch hätte ich mir an diesem Abend lieber Sonne statt Regen gewünscht, fand doch just heute an der Seepromenade ein Konzert statt, auf dass ich mich bereits seit Tagen gefreut
hatte.
Zuvor stolperte ich rein zufällig über ein Plakat, womit der Auftrifft der Gruppe NERVLING angekündigt wurde. Allein der Name machte schon neugierig (und spontan kamen wir einige
Mitmenschen in den Sinn, die ich damit durchaus titulieren würde), und er verleitete mich dazu, das Netz nach weiteren Informationen zu durchstöbern. Mein erster Treffer war dabei sofort ein
Volltreffer. Ich fand das Video zum Song "Ich bin froh"... und war ich zwar noch nicht selber froh, so aber überzeugt, diese beiden Musiker (Moira und Tom) unbedingt live erleben zu
wollen.
Wie so oft im Leben, verband ich mit meiner Vorfreude auch bestimmte Vorstellungen, wie der Konzertabend wird. So sah ich mich vor meinem geistigen Auge die Abendsonne genießen, ein
Hopfen-Kaltgetränk in der Hand, und dabei lauschte ich entspannt dem NERVLING-Konzert, auf einer gut gefüllten Promenade, zusammen mit vielen gut gelaunten Urlaubern.
Der Wettergott hatte aber andere Pläne, und statt unter der Sonne, saßen wir dicht gedrängt unter einem Sonnenschirm, um wenigstens etwas Schutz vor dem nasskalten Dauerregen zu finden. "Ich
bin froh" war der Song, der mich überzeugte, dieses Konzert besuchen zu wollen. Nur war von Frohsinn bei meiner Familie, angesichts dieses widrigen Wetters und der mäßigen Temperaturen,
gerade nicht mehr viel übrig.
Ich ließ meinen Blick über den leeren Platz wandern und fragte mich, was sich die Musiker hinter der Bühne wohl dachten. Die Stuhlreihen in der Mitte des Platzes, waren allesamt leer. Zweifellos
waren viel weniger Besucher gekommen, als erwartet wurde. Und die wenigen Leute, die den Weg zur Bühne des Seebads gefunden hatten, tummelten sich -genau wie wir- am äußersten Rand des Platzes,
um sich dort unter den wenigen Sonnenschirmen zu verkriechen.
Unwillkürlich musste ich an meine jugendliche Vergangenheit denken, die schon viel zu lange zurücklag. Damals machte ich auch freizeitmäßig Musik. Mir kam in den Sinn, wie nervenaufreibend auch
damals die Open-Air-Auftritte waren. Unmengen an Probestunden, die ganze Organisation und Vorbereitung. Und dann sorgte schlechtes Wetter am Auftrittstag dafür, dass manchmal mit Chor und Band
mehr Leute auf der Bühne standen, statt Zuschauer davor. Es waren genau solche Tage, an denen ich mich fragte, wieso man sich sowas eigentlich antat. Nicht selten
hätte ich diese Auftritt am liebsten ganz abgesagt und unser Equipment unversehens wieder eingepackt.
Würden das Moira und Tom gerade genau so sehen?
Ärgerten sie sich vielleicht hinter der Bühne, dass alles buchstäblich ins Wasser fallen würde?
Hatte man überhaupt noch Lust auf die Bühne zu gehen, wenn man volles Haus und großes Publikum gewöhnt war, man jetzt aber von der Bühne auf so ein kleines Häuflein Menschen schaute?
"Ich bin froh" kam mir wieder in den Sinn. Nein, liebe Moira, lieber Tom, dachte ich, dass kann man in so einem Moment kaum sein. Es würde spannend sein zu sehen, wie authentisch
letztlich ihre Musik und deren Botschaft sein würde. Oder ob vielleicht nicht doch der Frohsinn vor diesen widrigen Umständen kapitulierte...
Es dauerte nicht lange und ich schämte mich angesichts dieser Gedanken.
Schon vom ersten Moment an, wo Moira und Tom die Bühne betraten, war erkenn- und spürbar, dass diese beiden Lust und Freude hatten, an dem, was sie taten. Mit begeisternder Musik, Humor,
vielseitigen Einlagen und jeder Menge Energie (übrigens heißt so auch ein Song der beiden ;-) sorgte NERVLING für unvergessliche Stunden! Rückblickend war dieses Konzert ein Highlight dieses
Rügen-Urlaubs...
... aber es wurde noch viel mehr!
Gerade in der letzten Zeit musste ich immer wieder daran denken, was an diesem Abend eigentlich das Besondere war. Als das Leben nach diesem Urlaub, nicht die besten Karten für mich
ausspielte, wurde ich mir genau dieser Besonderheit des regnerischen Abends auf Rügen bewusst.
Kurz danach hatte ich aus diesem Urlaub heraus angekündigt, bald wieder präsenter zu sein und mehr zu schreiben (siehe mein Video bei Facebook "Frank Neumann- Autor & Coach"). Aber es kam
nicht zustande, sondern aufgrund aktueller Ereignisse aus dem Tritt.
Jetzt aber denke ich daran, wie es Moira und Tom gemacht haben. Sie machten einfach das, was ihnen am Herzen liegt, wofür sie leben und trotzten den widrigen Umständen! Schlechtes
Wetter, wenige Zuschauer... nicht die besten Umstände, aber für diese beiden nichts, dass sie in ihrem Tun und ihrer Begeisterung bremste.
Manch einer mag nun sagen "So ein professionelles Verhalten darf man auch erwarten"... da hake ich gerne ein, ob wir selber denn auch immer professionell reagieren, wenn das von uns
erwartet werden kann? Oder lassen wir uns selber nicht oft genug aus dem Tritt bringen, verändern unsere Ziele und Erwartungen... manchmal sogar, bis gar nichts mehr übrig bleibt? Nichts von dem,
was einst unser Herz erfüllt und uns ein Lachen geschenkt hat?
Mitten in der Tristesse meiner Gedanken, als nach dem Urlaub alles anders kam, sich die Arbeitsergebnisse vieler Monate zwar stapelten (Interviews, Lektüren, Recherchen usw.), aber ich noch
kein einziges Wort geschrieben hatte, legte ich eine der NERVLING CD´s ein, die ich mit meinem Sohn damals auf der Bühne gekauft hatte und wo wir ins Gespräch gekommen sind. Parallel
stöberte ich auf der NERVLING-Homepage... und fand diese Worte:
"Einfach mal loslegen.
Einfach mal dem Herzen folgen.
Genau das tun, was einen glücklich macht.
Und plötzlich macht man auch alle um sich herum glücklich."
Ja, dachte ich mir. Genau darum geht es.
Wer das beherzigt, ist eben mit sich und seinem Tun zufrieden, überzeugt davon und kann Glück erleben, allen äußeren Widrigkeiten zum Trotz. Auch wenn es nicht immer leicht scheint, wenn die
Lebensumstände so großen Einfluss auf uns zu nehmen scheinen. Ja, uns uns manchmal sogar die Luft zum Atmen nehmen, weil so viel von uns erwartet und abverlangt wird. Aber all die vielen
Gespräche und Begegnungen rund um meine Recherchen, haben es mir in den letzten Monaten immer wieder belegt:
Wir haben viel mehr in der eignen Hand, als wir mitunter glauben können.
Nur geben wir den (falschen) Dingen durch unser Denken und dem, welche Bedeutung wir allem beimessen, zu viel Raum.
Raum, den wir mit einem anderen Verhalten und dem Bewusstsein für das eigene Denken, viel gewinnbringender füllen können. Denke ich dabei zurück, an das Konzert an diesem regnerischen Abend
auf der Insel Rügen (übrigens das einzige Mal, wo es geregnet hatte!), kommt mir ein Zitat in den Sinn, das in doppelter Hinsicht passt:
"Leben heißt nicht zu warten, bis der Sturm vorüberzieht,
sondern lernen im Regen zu tanzen."
In diesem Sinne bin ich auch heute noch dankbar für die Begegnung mit Moira und Tom, und danke den beiden für ganz viele Impulse. Nur allzu gerne empfehle ich euch, mal auf der Homepage
(www.nervling.com) der beiden vorbeizuschauen oder die Videos bei YouTube anzuschauen. Denn wer endlich auf das eigene Herz hören möchte, kann
viel von Menschen lernen, denen das bereits gelingt.
In diesem Sinne seid alle herzlich gegrüßt!
Euer
Frank